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Was man wissen wollen könnte über … Lauscha

Lauscha, Hauptstraße mit Farbglashütte (und Glasmuseum)

Erst mal ist die thüringische Ortschaft Lauscha einfach schön, besonders, wenn die so gut wie ausschließlich schwarzen Schiefer-Häuser im Sonnenschein glänzen.

Die erheblichen Höhenunterschiede im Thüringer Schiefergebirge helfen beim Überblick über das Städtchen, in dem nicht nur die Dächer mit Schiefer gedeckt, sondern auch fast alle Hausfassaden damit verkleidet sind. Insofern gilt das mit dem Schön-Sein auch in der Dämmerung. Dann ist es der Schwärze des Schiefers entsprechend in Lauscha sehr dunkel.

Schieferfassade in Lauscha

Im Deutschen Schiefermuseum (bzw. einem der gar nicht ganz wenigen deutschen Schiefermuseen) im nächsten Ort südlich, in Steinach, erfährt man, dass die einzige deutsche Region, in der noch Schiefer abgebaut wird ganz woanders liegt, in der Eifel, und dass aus Steinacher Schiefer einst vor allem Griffel hergestellt wurden. Wie haltbar das Material Schiefer ist, sieht man gut an der Menge der dort noch vorhandenen Griffel-Bündel aus der lange vergangenen Zeit, in der Steinacher Griffel den Griffel-Weltmarkt beherrschten. Und an den Häusern zeigt es sich auch.

Welche Handwerks-Tradition weiter oben im Thüringer Wald in Lauscha hochgehalten wird, springt ebenfalls schnell ins Auge – etwa in Form ganzjährlich geöffneter Weihnachts-Wunderländer, die vorbeikommenden Verbrauchern gläsernes Weihnachtszubehör zum Kauf anbieten.

Lauscha, Weihnachts-Wunderland (oder zumindest Weihnachtsland)

Sie nerven aber nicht, wenn zum Beispiel die Sonne eventueller Weihnachtsstimmung entgegensteht, sondern warten halt am Straßenrand auf Besucher. Es verdient eher Respekt, wie auch junge Glasbläser, die in Lauscha weiterhin ausgebildet werden, den Betrieb aufrecht halten, was sichtlich nicht immer leicht ist. Zum Beispiel fertigen sie auch Glasaugen (auch das eine Lauschaer Innovation des 19. Jahrhunderts), Puppenglasaugen oder Glasmurmeln. Und auch eine Fabrik für Spezialfasern namens „Lauscha Fiber International“ dampft weiter oben im Ort.

Lauscha, Puppenaugen-Glasbläserei

Wobei Glashütten-Traditionen nicht gerade selten sind. Fast in allen waldreichen Regionen Deutschlands, in denen es genug von der früher wichtigsten Energiequelle gab, Holz, waren welche gegründet worden. In Lauscha, das im 16. Jahrhundert zum Herzogtum Sachsen-Coburg gehörte, siedelten sich solche Glasmacher an, die sich mit dem Landesherren des „etwa 600 m talaufwärts“ (Wikipedia) liegenden Territoriums, dem Reichserbmarschall aus Pappenheim, zerstritten hatten. Im 18. Jahrhundert gaben dann Glasbläser Gläsern künstlerischere Formen. Um 1820 brachte der Blasebalg frischen Wind in die Glasbläserei. Wie Lauscha schließlich zum Ursprungsort der geblasenen, innen verspiegelten Weihnachtsbaumkugel wurde, beschreibt lauscha.de so:

„1847 wurden durch einen Lauschaer Glasbläser die ersten Früchte und Nüsse aus Glas geschaffen. Diese waren vermutlich die Vorreiter der heutigen Christbaumkugeln. In den ersten Jahren wurde der Christbaumschmuck mit einer Zinn-Blei-Legierung verspiegelt, die 1870 durch das Verspiegeln mit Silbernitrat abgelöst wurde. Etwa um 1880 wurde der Amerikaner Woolworth auf die Lauschaer Erzeugnisse aufmerksam, kurze Zeit später war der Christbaumschmuck bereits Exportschlager.“

Lauscha, frische Weihnachtsbaumkugeln
Lauscha, Glasaugen im Glasmuseum

Das Lauschaer Glasmuseum, das in letzter Zeit so oft umgezogen ist, dass die in Thüringen immer überreichlich gedruckten und ausliegenden Broschüren gar nicht mitkommen, befindet sich zurzeit im Neubau neben der am Schornstein gut erkennbaren Farbglashütte. Es legt Wert auf schöne anzusehende Gegenwarts-Glaskunst und behandelt den globalen Aspekt der Weihnachtsbaumkugel-Tradition so zurückhaltend-unspektakulär, als sei er den Lauschaern zwischezeitlich selbst auf die Nerven gegangen. Dabei würde man im Licht der Globalisierung durchaus gerne noch etwas mehr über Woolworth-Zusammenhang erfahren.

Für Bahnreisende ist Lauscha gut zu erreichen, da die Südthüringenbahn auf hohen Gleisen in großen, schönen Bögen das Gebirge hinauf und in Lauscha zwei Spitzkehrenbahnhöfe anfährt.

Als ich dort war, im Mai 2015, war noch die Durchfahrtsstraße gesperrt. Da machte der Ort seinem heimeligen Namen Ehre. Inzwischen ist es für Autoreisende wieder sehr viel besser zu erreichen, dürfte aber weniger lauschig sein.

Lauscha, mit dampfender Fabrik im Hintergrund

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