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Die Zugteilungs-Stadt (Hamm)

Hamm, Hauptbahnhof mit Elefanten Tief im Bewusstsein reisender deutscher Metropolenbewohner verankert ist Hamm in (Nordrhein-)Westfalen. ICE-Reisenden wird auf jeder Zugfahrt von Berlin in den Westen so häufig durch Durchsagen erläutert, wie ihr Zug in Hamm geteilt werden und dann die eine Hälfte nach Köln, die andere durchs Ruhrgebiet nach Düsseldorf fahren wird, dass es wirklich jeder auf der ersten Fahrt auf Dauer verinnerlicht hat. Auch wenn die englischsprachigen Wiederholungen dieser Durchsagen inzwischen rückläufig sind: Hamm ist ohne Zweifel die Zugteilungs-Stadt.

Hamm, Kleist-ForumWer die Gelegenheit der Zugteilung, die stets mit einem ein wenig längeren Aufenthalt als auf reinen Halte-Bahnhöfen einhergeht, zum Aussteigen nutzt, findet jenseits der gewaltigen Bahnsteige auf der Rückseite (schließlich sind die ungeteilt einfahrenden ICEs schon sehr lang) einen von vorn hübschen Bahnhof von übersichtlicher Größe. Davor steht eine Handvoll bunter Plastikelefanten.

Gleich dahinter befindet sich das Heinrich-von-Kleist-Forum. Das heißt nicht, dass der gleichnamige Dichter etwas mit Hamm zu tun gehabt hätte, aber immerhin ist der Name einen Tick origineller als es gewesen wäre, den Sitz der Stadtbibliothek (und einer Logistik-Hochschule) nach Goethe zu benennen. Übrigens sieht der 2010 eröffnete Neubau dem kaum älteren Berliner Jakob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum, das ja auch eine Bibliothek beherbergt, ähnlich.

Hamm, Fußgängerzone mit PauluskircheHamm, FußgängerzoneEine Schrifttafel beschreibt, wie wichtig der heutige Zugteilungs-Bahnhof schon als Knotenpunkt im 19. Jahrhundert war. Sehr viel mehr Gebäude mit Denkmalcharakter findet man in Hamm, das als im Zweiten Weltkrieg zweitzerstörteste Ruhrgebietsstadt gilt, dann nicht mehr. Dafür Fußgängerzonen und Shoppingcenter, die nichts vermissen lassen, was Fußgängerzonen und Shoppingcenter anderswo in Deutschland auch nicht vermissen lassen, gut ausgelastete Zufahrtsstraßen, die einem Logistikhochschulen-Standort würdig sind, sowie Parkhäuser. Vor denen stehen manchmal wiederum Plastikelefanten (siehe ganz unten).

Hamm, Hamm-Datteln-KanalHamm, Putte  (ohne Elefant) auf einer Brücke über der AhseKurzum: Erfrischend unprätenziös tritt Hamm eventuellen Besuchern entgegen. Eine Touristen-Information gibt’s zwar, sie ist sinnvollerweise aber mit der Busverkehrs-Information identisch.

Der Burghügel Mark, auf den ein ausliegendes Faltblatt (PDF-Download) mit den Worten aufmerksam macht, dass dort „1226 an einem Aschermittwoch“ Hamm gegründet wurde, sei nicht wirklich sehenswert, sagt ein freundlicher Mitarbeiter. Da gebe es nur eine Schrifttafel zu sehen. Er empfiehlt den größten Hindu-Tempel Deutschlands, der bis 14.00 und ab 17.00 Uhr besichtigt werden könne und leider kürzlich überfallen wurde.

Hamm, Kurhaus in Bad HammHamm, Elefant im KurparkHamm, Bunker im KurparkWer dann dennoch den Burghügel Mark anschauen geht, weil der Tempel im entfernten Stadtteil Uentrup liegt und der stündlich verkehrende Bus dorthin gerade abgefahren ist, kann zwei parallel verlaufenden, ziemlich schnurgeraden Gewässern folgen: dem Hamm-Datteln-Kanal und der bei Hamm auch kanalisierten Lippe. Auf dem Weg wird deutlich, dass es in oder um Hamm auch viel Grün gibt, sogar einen Kurpark mit Kurhaus (eines der wenigen Hammer Häuser mit gewissem Denkmalcharakter), aber auch mit Weltkriegsbunker und natürlich ’nem Elefant.

Hamm, 'Hier stand die Burg der Grafen von der Mark...'
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Als im 13. Jahrhundert auf dem Hügel die Burg Mark stand, war Hamm bzw. das eingemeindete Dorf Mark die Residenz der Grafschaft Mark, die in manchen älteren Geschichtsdarstellungen auftaucht, weil sie durch Vererbung und Kriege mit immer mehr anderen Territorien vereinigt wurde und zuletzt an Brandenburg a.k.a. Preußen gelangte, zu dem Hamm ab 1609 gehörte. „Die Burganlage ist damit dem Typ der Motte zuzuweisen und gilt als die größte und besterhaltene Motte Westfalens“, heißt es im Faltblatt. Was so eine Motte denn ist, schaut man am besten in der Wikipedia nach. Und „besterhalten“ bedeutet wirklich nicht, dass davon noch etwas zu sehen wäre Immerhin lässt sich ahnen, dass das Flüsschen Ahse, das die Burg umgab, recht sumpfig und die Burg daher schwer anzugreifen war.

Hamm, Texttafel am Burghügel Mark
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Um jetzt nicht attraktivere Superlative zu unterschlagen, die Hamm, immer noch demselben Faltblatt zufolge, ebenfalls besitzt: das „größte Oberlandesgericht Deutschlands“ sowie das „größte Gebäude der Welt in Tiergestalt“ gehören dazu – ein Glaselefant natürlich.

Außerdem lohnt, wenn man nicht in Filialen der gängigen Einzelhandelsketten shoppen möchte, das Aussteigen in Hamm auch wegen des Gustav-Lübcke-Museums mit expressionistischen Gemälden. Es steht fast direkt vorm Bahnhof.

Hamm, Parkhaus mit Elefant

3 Kommentare

  1. Lübcke-Museum. Wie charakteristisch. Hannover kriegt irgendwann sicher ein Wulff-Museum, finanziert von den „Freunden“. Da kann man dann auch Mammuts ausstellen.

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