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Widder, Zobel, Geyer (Giebelstadt)

Die Ortschaft Giebelstadt ist trotz ihres Namens keine Stadt, sondern ein „Markt“. So heißen in Bayern Orte, die nicht einwohnerstark genug, um als Stadt zu gelten, aber größer als Dörfer sind. Giebelstadts Wappen, das im Internetauftritt des Hauses der Bayerischen Geschichte ausgiebig erläutert wird, zeigt einen Ziegenbock- oder Widderkopf. Kurios dabei: In Giebelstadts Herrschaftsgeschichte, die sich im Ortsbild sichtlich spiegelt, spielten gleich zwei Adelssippen mit klangvollen Tiernamen jahrhundertelang Rollen. Allerdings, mit Widdern, Ziegen und ähnlichen Tieren hatten sie nichts zu tun. Vielmehr hießen die Sippen, von deren Herrschaft zwei Schlösser und eine Burgruine künden, Zobel von Giebelstadt und Geyer von Giebelstadt. Diese Geyer

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Interessante Ruinen (3): Salzgitter-Lichtenberg

Salzgitter ist eine merkwürdige Stadt, schon weil es sich um eine der jüngsten deutschen Großstadt-Gründungen handelt. Die fand in den frühen 1940er Jahren statt, um die Verwaltung der 1937 gegründeten „Reichswerke Hermann Göring“ zu erleichtern, deren Betriebsstätten nicht nur zwischen vielen Dörfern und Kleinstädten der Region, sondern auch noch zwischen den Ländern Preußen und (Freistaat) Braunschweig verteilt waren. Vergleichsweise viel Industrie gibt es in Salzgitter noch immer. Eine Aktiengesellschaft trägt ja sogar denselben Namen. Wobei die Salzgitter AG mit den ehemaligen Reichswerken zwar etwas zu tun hat, nicht aber mit deren Hauptzweck, wirtschaftlich unprofitables, aber kriegswichtiges Erz zu fördern. Insgesamt mehr hat zu

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„Royals“ für Belgien und Bulgarien (Coburg)

Das Faible der Deutschen für sogenannte Royals, wie das exzessiv darüber berichtende öffentlich–rechtliche Fernsehen sie gerne nennt, ist vielleicht gar nicht mehr soo groß, könnte eine kürzlich gemachte Umfrage des „Stern“ nahelegen. Interessantere Geschichten als bei jeder neuen Gelegenheit wieder neu „Wie deutsch ist die Queen?“ zu rekapitulieren, gibt es allerdings viele. Ganz besonders im bayerischen Coburg.

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Bad Berlin

Berlin, diese vibrierende Metropole, ist so kosmopolitisch, dass jeder die Überschrift natürlich englisch verstehen und für den Titel eines neuen Gangstarapper-Albums halten würde. Oder hat David Bowie sich Bösebrücke („20.000 people cross Bosebrücke/ Fingers are crossed, just in case“) wörtlich übersetzen lassen? Es hätte aber nicht viel gefehlt, und die Überschrift hätte sich deutsch verstehen lassen können – also so, dass Berlin etwas ist wie Bad Pyrmont oder (um als Beispiel einen Badeort zu nehmen, der erst entstand, weil ein preußischer Berghauptmann eine Heilquelle entdeckt hatte …) Bad Oeynhausen. Allerdings wurde das entsprechende Bad beim auch im 19. Jahrhundert schon rasanten Berliner Metropolenausbau

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Someone Elser (Königsbronn)

Der Bahnsteig des Haltepunkts in der baden-württembergischen Gemeinde Königsbronn hat eine Gemeinsamkeit mit der Wilhelmstraße in Berlin-Mitte: Dort steht ein jeweils eindrucksvolles Denkmal für den zweitbekanntesten deutschen Hitler-Attentäter, Georg Elser. Beide Denkmäler sind noch recht frisch: Das Berliner „Denkzeichen“ des Künstlers Ulrich Klages ragt etwa dort empor, wo einst Hitlers Reichskanzlei und der Führerbunker standen, und wurde Ende 2011 eingeweiht. Ungeheuer viel ist darüber nicht berichtet worden, weshalb es zwischen dem Initiator, dem so streitbaren wie verdienten Dramatiker Rolf Hochhuth, und der Nachrichtenagentur DPA eine etwas obskure Streitigkeit gab („Tagesspiegel“ 2012). Das Königsbronner Denkmal des Künstlers Friedrich Frankowitsch wurde 2010 eingeweiht. Allerdings gibt

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Relative Größe (Goslar)

Die Frage, ob man den Preußenkönig Friedrich II. „der Große“ nennen soll oder nicht (wie in der DDR) , konnte noch in den letzten Jahren der alten BRD gewisse Aufregung verursachen. Inzwischen ist das längst gleichgültig, im laufenden Friedrichs-Jubiläum kann es jeder nach seiner Façon formulieren. Zumindest war dieser Friedrich der letzte deutsche Monarch, für den der Beiname sich über längere Zeit durchgesetzt hatte. Einer, bei dem er sich nicht durchsetzte, ist der rund hundert Jahre später amtierende und sogar zum Kaiser beförderte Preußenkönig Wilhelm.  Andererseits, wenn dem nun doch irgendwo Größe zugeschrieben wird, ist es auch egal und muss nicht mehr weggemacht

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Aus der Staufer- und der Nazizeit (Trifels bei Annweiler)

Die meisten heute als alt besichtigbaren Bauwerke sind über viele Epochen hinweg entstanden und immer wieder verändert worden. Das Ideal der Originalgetreuheit ist ja ein ziemlich neues (und keineswegs unumstrittenes). An der Burg Trifels bei (genauer: 300 Meter über) Annweiler in Rheinland-Pfalz wurde, dem chronologischen Grundriss im Führungsheft zufolge, in jedem Jahrhundert des zweiten Jahrtausends herumgebaut. Nur nicht zwischen 1602, als ein Blitzeinschlag sie zerstörte, und 1841, als die damals in der Pfalz herrschenden Bayern mit dem Restaurieren begann. Vor allem stammt der Trifels aus den Epochen der Staufer und der Nazis. Die staufischen Kaiser des hohen Mittelalters ließen die Burg zu einer

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