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Finsterwalde, Sänger im Stadtbild

Gutes Beispiel: Finsterwalde

Manche Orte sehen ungefähr so aus, wie sie heißen, manche weniger. Finsterwalde in Brandenburg etwa wird nicht besonders durch Wald geprägt – die Stadt liegt in der Niederlausitz, von der inzwischen oft als einer der letzten Braunkohleregionen die Rede ist. Und finster ist es auch nicht. Eher fällt, wenn man per Bahn anreist, gleich die ziemlich großzügige Bauweise auf.

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Palast ohne Schloss (Schwedt)

Was immer man von der alten DDR sonst hält: Übel sah ihr Palast der Republik in Ost-Berlin mit seinen bronzierten, im Sonnenlicht schön schimmernden Fensterfronten nicht aus – zumal im Zusammenspiel mit dem genauso gewöhnungsbedürftigen wilheminischen Protz des Berliner Doms und mit dem Barock des Zeughauses aus noch einer anderen Epoche, die ihm gegenüberstanden. Wie auch immer, der „Palast“ ist längst abgerissen; an seiner Stelle wird das ein paar Jahrzehnte lang verschwundene Stadtschloss wieder aufgebaut. Wo ein ähnliches sozialistisch-realistisches Kulturzentrum weiterhin steht: in Schwedt an der Oder.

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Kalkplatten, Dinosaurierfedern und der Iconic Turn (Solnhofen)

Die Senefelder Straße in Berlin-Prenzlauer Berg geht von der Stargarder Straße ab und kreuzt die Hiddenseer Straße. Während die Stargarder grob in Richtung Stargard führt (zur inzwischen polnischen Stadt, die anders als die meisten früher deutschen Städte immer noch ihren alten Namen trägt …), und die Hiddenseer zwar nicht zur Ostsee, aber klar ist, dass es um die Insel geht, führt kein Weg nach Senefeld. Schon weil es so einen Ort vermutlich niemals gab.

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Wo fast der Schah schlief (Berlin-Pankow)

Wer findet, dass Kontraste helfen, etwas kenntlich zu machen (was genau, bleibt ja doch immer im Auge der Betrachter liegen), sollte sich das kleine Schloss in Berlin-Pankow ansehen. So scharfen Kontrasten aus lange nacheinander gefolgten, abgeschlossenen Epochen begegnet man nicht oft auf so engem Raum nebeneinander. Eigentlich heißt das äußerlich unspektakuläre kleine Schloss eher „Schönhausen“ und erklärt somit den Namen der recht bekannten Schönhauser Allee im südlich gelegenenen Stadtbezirks-Stadtteil Prenzlauer Berg. Das Schloss spielte in zwei ziemlich unterschiedlichen Staaten jeweils einmal eine größere Rolle als Residenz, und es wurde im Lauf seiner Geschichte zweimal für Gesprächsrunden genutzt, die sich dann als ziemlich entscheidend erwiesen.

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Nicht nur Namensgeber eines bekannten Bergs (Prenzlau)

Schroffe Kontraste springen in vielen Städten, die einst in der DDR lagen, ins Auge. Da ist Prenzlau (Brandenburg) nicht allein. Allerdings sind die Kontraste dort schon alt. So zeigt die Broschüre „Stadtbrüche“, dass der riesige Backsteindom aus dem späten 13. Jahrhundert schon lange vor der weitgehenden Zerstörung der Stadt ganz am Ende des Zweiten Weltkriegs von vergleichsweise kleinen Häuschen umgeben war. 1919 gewann Hans Scharoun, der später einer der wichtigsten deutschen Nachkriegsarchitekten werden sollte (z.B. in den 1960ern die West-Berliner Stabi entwarf), einen städtischen Wettbewerb zur Marktplatz-Neugestaltung mit dem Plan, die damalige Umbauung nicht abreißen zu lassen. Zurzeit ist der Dom gar nicht

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Bad Berlin

Berlin, diese vibrierende Metropole, ist so kosmopolitisch, dass jeder die Überschrift natürlich englisch verstehen und für den Titel eines neuen Gangstarapper-Albums halten würde. Oder hat David Bowie sich Bösebrücke („20.000 people cross Bosebrücke/ Fingers are crossed, just in case“) wörtlich übersetzen lassen? Es hätte aber nicht viel gefehlt, und die Überschrift hätte sich deutsch verstehen lassen können – also so, dass Berlin etwas ist wie Bad Pyrmont oder (um als Beispiel einen Badeort zu nehmen, der erst entstand, weil ein preußischer Berghauptmann eine Heilquelle entdeckt hatte …) Bad Oeynhausen. Allerdings wurde das entsprechende Bad beim auch im 19. Jahrhundert schon rasanten Berliner Metropolenausbau

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Kriegsanlässe an der Kurpromenade (Bad Ems)

Angesichts der erschreckend vielen Kriege, die 100 Jahre nach Beginn des Ersten Weltkriegs in und um Europa herum laufen, wird viel diskutiert und aus der Geschichte gelernt. Lehren werden aus 1914, 1938, 1939 und anderen Jahren auch noch gezogen. Bloß ziemlich unterschiedlich sind sie. Eine deutsche Stadt, die einiges mit der Ukraine zu tun hat, ist Bad Ems (Rheinland-Pfalz). Dort hat im Jahr 2009 sogar die ukrainische Botschafterin eine Gedenktafel enthüllt. Wie es zuging, steht auf der Webseite der deutschen Ukrainischen Orthodoxen Kirche. Die Tafel ist an einem ehemaligen Hotel angebracht, das einst russischen Zaren als „inoffizielle Sommerresidenz“ (bad-ems.info) diente. Zar Alexander II.

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Lehrter Bahnhof (Lehrte)

Lehrte stand mal mitten im Brennpunkt des Weltgeschehens – zumindest als Name in Schriftform. Schließlich hieß die letzte Station im Westen auf der zentralen S-Bahn-Linie des Kalter-Kriegs-Hauptschauplatzes Berlins „Lehrter Bahnhof“. Und nach der Vereinigung wurde weder der Anhalter Bahnhof, noch der Hamburger (der aber auch schon seit 1884 kein Bahnhof mehr war) zum Standort des neuen Hauptstadt-Hauptbahnhofs erkoren, sondern der Lehrter. In den frühen Nuller Jahren sollen die Berliner sogar mehrheitlich dafür gewesen sein sollen, den traditionellen Namen beizubehalten (Wikipedia). Wie damals aus Gründen der Tradition versprochen, ist zumindest auf dem S-Bahn-Steig des Hauptbahnhofs tatsächlich noch der Beiname „Lehrter Bahnhof“ als kleiner Zusatz

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Wachgeküsst (Doberlug)

Vielleicht führt es doch einen Tick zu weit, Doberlug „barocke Planstadt“ zu nennen. Der Ort in der Niederlausitz besteht auf den ersten Blick aus einer geraden, breiten Straße. Sieht man genauer hin, sind es zwei bis drei. Dass er „planmäßig in Hufeisenform“ angelegt wurde, trifft es besser. So formuliert es die Webseite doberlug-kirchhain.de, deren Name anzeigt, dass dieses Doberlug Teil einer Doppelstadt ist. Dass der Plan größer war als das, was daraus entstanden ist, bestätigt die Brandenburger AG Historische Stadtkerne. Der Fürst, der das Planstädtchen in den 1660er Jahren anlegen ließ, Christian I., regierte mit dem durch eine „freundbrüderliche“ Teilung  entstandenen Sachsen-Merseburg wie

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Die Sektstadt und der Schrat (Freyburg)

Der Autoverkehr in Freyburg (Sachsen-Anhalt) besitzt rassig-spritzigen Charakter. An der Kreuzung der Schloßstraße und der Brückenstraße über die Unstrut kann es zumindest an schönen Tagen vorkommen, dass Touristen, die z.B. gerne Thüringer Bratwürste verzehrend gemütlich durch die hübschen Gassen schlendern, und einheimische Autofahrer, die in den Straßen ihrer Stadt halt gerne durchziehen, aneinander geraten. Touristen sind eine Menge unterwegs, und manche haben schon etwas Wein genossen. Eigentlich wird rassig-spritziger Charakter eher dem Wein und Sekt der Stadt und des Saale-Unstrut-Gebiets zugeschrieben. Kellereien, darunter eine der bekanntesten deutschen überhaupt, unterbreiten allerhand Angebote für Reisen ins „nördlichste europäische Anbaugebiet von Qualitätsweinen“, dessen Weine „jung getrunken

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Someone Elser (Königsbronn)

Der Bahnsteig des Haltepunkts in der baden-württembergischen Gemeinde Königsbronn hat eine Gemeinsamkeit mit der Wilhelmstraße in Berlin-Mitte: Dort steht ein jeweils eindrucksvolles Denkmal für den zweitbekanntesten deutschen Hitler-Attentäter, Georg Elser. Beide Denkmäler sind noch recht frisch: Das Berliner „Denkzeichen“ des Künstlers Ulrich Klages ragt etwa dort empor, wo einst Hitlers Reichskanzlei und der Führerbunker standen, und wurde Ende 2011 eingeweiht. Ungeheuer viel ist darüber nicht berichtet worden, weshalb es zwischen dem Initiator, dem so streitbaren wie verdienten Dramatiker Rolf Hochhuth, und der Nachrichtenagentur DPA eine etwas obskure Streitigkeit gab („Tagesspiegel“ 2012). Das Königsbronner Denkmal des Künstlers Friedrich Frankowitsch wurde 2010 eingeweiht. Allerdings gibt

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Wuchtbrumme Brunonia (Braunschweig)

Neubau älterer Schlösser ist gerade Metropolenmode. In Berlin wie auch in Potsdam werden derzeit solche neu errichtet, die nach Weltkriegsbeschädigungen in der DDR gesprengt worden waren, ein paar Jahrzehnte gar nicht da waren und von weiten Teilen der Bevölkerung nicht vermisst wurden. Wo so ein im Zweiten Weltkrieg als Ruine im Prinzip erhalten gebliebenes, erst 1960 auf Stadtratsbeschluss abgerissenes Schloss längst schon wieder aus dem Boden gestampft wurde und benutzt wird:

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