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Es gibt hier nichts zu sehen (Guttenberg)

Guttenberg, Schloss Guttenberg Die Schlossallee in der bayerischen Gemeinde Guttenberg (Google Maps) ist eine sehr kurze Straße. Kaum beginnt sie, ist der Durchgang bereits verboten. Einerseits lässt sich das nachvollziehen:

Guttenberg, SchlossalleeDie Anwohner, die gegenwärtige Generation der Guttenbergs, haben das Licht der Öffentlichkeit schließlich intensiv genug gesucht. Und dass sie es nicht mehr tun, besitzt auch für die Öffentlichkeit Vorteile. Andererseits sind damit 50 Prozent der Sehenswürdigkeiten, die der Tourismus-Katalog „Kulmbacher Land“ des Landkreises für Guttenberg empfiehlt, interessierten Besuchern entzogen: außer Schloß Guttenberg auch die katholische Schlosskirche.

Guttenberg, KapelleAußerdem wird die evangelische St. Georgskirche zur Besichtigung empfohlen. „Mit dem Walmdach und schiefergedeckten Zwiebeltürmchen hingeschmiegt an den steilen Westhang des Schlossberges“, ist der Bau aus dem Jahre 1800 sicherlich irgendwie, ähm: schmuck, ohne allerdings auch für Menschen, die durchaus gerne Kirchen ansehen, eine herausragende Sehenswürdigkeit darzustellen. Zumal er, wie viele evangelische Kirchen, seine Türen verschlossen hält.

Guttenberg, Inschrift über der Kapelle
Inschrift über der Kapelle
(zum Vergrößern bitte anklicken)

Schließlich wäre, demselben Katalog zufolge, irgendwo in oder um Guttenberg dann da noch das Steinenhausener Schlösschen. Mir begegnete es nicht, und das Internet weiß darüber: Es „wird heute durch die Familie Guttenberg privat genutzt“ (de.wikivoyage.org).

Kurzum: Zu sehen gibt es in Guttenberg nur, was es in so gut wie allen anderen bayerischen Ortschaften von geringerer Größe auch aufgestellt worden ist : ein Gefallenenehrenmal und eine Prinzregentenlinde.

Guttenberg, Gefallenenmahnmal Guttenberg, Luitpoldlinde vorm Spritzenhaus Halt, das Denkmal für den Ehrenbürger Karl Theodor zu Guttenberg, das ist natürlich exklusiv. Es gilt nicht der ziemlich gleichnamigen gegenwärtigen Celebrity, sondern derem Großvater, der von 1921 bis 1972 lebte.

Von diesem Guttenberg überliefert die Wikipedia den großen, weil 1940 als Mitglied der deutschen Wehrmacht geäußerten Satz „Ich schieße lieber auf die SS als auf Juden“ [inzwischen, 2023, in anderer Formulierung]. Insofern hat diese Persönlichkeit aber mindestens so ein Denkmal am Ortsausgang der Gemeinde Guttenberg verdient.

Guttenberg, Denkmal Karl Theodor zu Guttenberg (1921–1972)
Denkmal für älteren Guttenberg (z. Vergrößern bitte anklicken)

Ansonsten gibt es dort nicht nur kaum etwas zu sehen, sondern, seitdem im Sommer 2012 der Gasthof „Zur Post“ schloss, auch nichts mehr zu essen. Einen Zigarettenautomaten gibt es (bzw. zwei, von denen einer abgeklebt war; ich rauche aber gar nicht…) und einen Brunnen, an dem der brunnenübliche Hinweis „Kein Trinkwasser“ fehlte; das Wasser daraus war auch in Ordnung. Und eine lebhaft befahrene Straße gibt es, neben der manchmal ein Stück Zierbürgersteig verläuft. Das heißt: Ist die Straße breit genug, wurde am Rande ein Stückchen Bürgersteig eingerichtet, das aber wieder aufhört, sobald es enger wird. Dazu, den Ort weiterzuerkunden laden solche Konstrukte also nicht ein, zumal bayerische Autofahrer sich beim Ausfahren ihrer leistungstarken bekanntlich Autos nicht von Fußgängern beeindrucken lassen.

Guttenberg, geschlossener GasthofInsofern fand ich auch die Bäckerei nicht, von deren Existenz die wikivoyage-Seite kündet. Ein wenig danach gesucht hatte ich durchaus, weil ich einmal eine Talkshow besprochen hatte, in der eine Guttenberger Bäckerin saß und sagte, sie habe oft Licht im Schloss gesehen und angenommen, da säße der Freiherr wieder an seiner Doktorarbeit… Das muss wohl im Winter gewesen sein, wenn die Bäume kein Laub tragen. Zumindest im Mai ließ sich aus dem Ort heraus kaum etwas von Schloss erkennen. Die offizielle Bildergalerie der Gemeinde stützt diesen Eindruck. Das Foto oben entstand von einem der umliegenden Berge aus.

Im Wald bei Guttenberg
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Dabei ist die Geschichte des über viele Jahrhunderte von der Reichsritterschaft der Guttenbergs beherrschten, im einstigen „Heiligen Römischen Reich“ also unabhängigen Miniterritoriums, die die Gemeinde ins Internet gestellt hat, durchaus interessant. Um sie zu lesen, muss man sich freilich nicht im Ort aufhalten. Und während das relativ Schönste an Guttenberg eindeutig die dichten Wälder drumherum sind, wirkt schon die nächste Ortschaft in Oberfranken, das wenige Kilometer entfernte Kupferberg, mit seinem barocken Spital oder auch den gewaltigen Diabassteinbrüchen doch deutlich sehenswerter.

Kupferberg, St. Katharinen-Spital Kupferberg, Diabasbergbau

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