„Die Burg Wertheim ist eine der schönsten und größten Burgruinen Deutschlands“ heißt es im Internetauftritt der Stadt, bei der es sich keineswegs nur um ein Shoppinghöl…, pardon: Shoppingcenter-Dorf an der Autobahn handelt. Sondern auch um eine ähnlich schöne wie authentische Altstadt dort, wo die Tauber in den Main mündet (und Württemberg an diesen grenzt).
Pittoresk darüber thront die Ruine, die mit ihrem vielen erhaltenen Renaissance-Zierat eigentlich eher die eines Schlosses als einer Burg zu sein scheint. Ruin-iert wurde sie im 30-jährigen Krieg zunächst durch eine Pulverexplosion ohne Fremdeinwirkung („Ursache soll die nächtliche Unachtsamkeit einer bezechten Magd gewesen sein“, heißt es im Burgführer), dann aber auch durch evangelische Schweden und katholische Bayern – also insgesamt gründlich. Zwar blieb die nicht große und nach dem Westfälischen Frieden noch weiter geschrumpfte Grafschaft Wertheim, deren Herrschaftssitz das Burgschloss gewesen war, bis zur Napoleonszeit weiter bestehen (und wurde sogar von mehreren, teils protestantischen, teils katholischen Linien regiert). Doch das Burgschloss war zu kaputt, um wiederhergestellt zu werden. Einige der auch nicht bescheidenen Bauten, die spätere Grafen und Fürsten sich neu erbauen ließen, gehören zu dem vielen, auf das sich von oben schön hinab blicken lässt.
Wer sich mehr für Tiere interessieren sollten: Auf steilen Hängen in oberen Ruinen-Regionen, die Besucher nicht mehr erklimmen können, grasen oft Ziegen – und erfüllen dabei sinnvolle Funktionen wie die, das Gras nicht die auch von unten schön anzusehende Ruine überwuchern zu lassen.
Interessante Ruinen? Schlösser sind auch deshalb interessant, weil sie Herrschaftsgeschichten erzählen: von großen, oft absolutistischen Plänen feudalistischer Fürsten, deren Herrschaften dennoch untergegangen sind. Andererseits, mit ihren Raumfolgen und rekonstruierten oder rekonstruktionsbedürftigen Seidenwandbespannungen, Paradebetten und Parkettböden sind viele Schlösser einander ziemlich ähnlich. Vielleicht noch interessanter könnten Schlossruinen sein, die – oft erst recht pittoresk – von Endlichkeit und dem, was dennoch bleibt, zeugen.