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Playmobil-Männchen vorm Stadtmuseum Zirndorf

Soldatenlager, Brummkreisel, Systemspielzeug (Zirndorf)

Das Zirndorfer Museum ist gar kein Heimat-, sondern ein Stadtmuseum. Schließlich hat Prinzregent Luitpold die inzwischen 25.000 Einwohner zählende Ortschaft bei Fürth 1911 zur Stadt erhoben. Und es erzählt auch gar nicht die ganze Geschichte des ehemaligen Dorfes, obwohl zum Beispiel die 1674 von den Markgrafen von Brandenburg-Ansbach begründete und weiterhin brauende Brauerei und die elf Jahre später quasi nebenan errichtete, bis zur Pogromnach 1938 genutzte Synagoge durchaus Interesse erwecken würden. Das Museum konzentriert sich auf zwei relativ superlativische Aspekte. Zum einen fand bei Zirndorf die Schlacht an der Alten Veste statt, in der im Dreißigjährigen Krieg die protestantisch-schwedische Armee des Königs Gustav

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Interessante Ruinen (2): Bopfingen

Wie sehenswert die Stadt Bopfingen am Rand der Schwäbischen Alb ist, darüber ließe sich streiten. Jedenfalls verdienen die Berge drum rum mehr Aufmerksamkeit als die ehemalige Freie Reichsstadt zu ihren Füßen. Den Flochberg erkennt man an der weithin sichtbaren Ruine oben auf ihm. Von Bopfingen aus scheint Burg Flochberg geradezu ins Tal zu lächeln. Zwei Fensteröffnungen nebeneinander und eine darunter machen den Eindruck eines dezent und daher besonders schön stilisierten Smilie-Gesichts. Von der langen Geschichte, die bis ins 12. Jahrhundert zurückreicht, als die Staufer und Welf VI. aus der Adelssippe der Welfen (die es immer noch gibt, bloß ungefähr seitdem nur noch im

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Interessante Ruinen (1): Wertheim

„Die Burg Wertheim ist eine der schönsten und größten Burgruinen Deutschlands“ heißt es im Internetauftritt der Stadt, bei der es sich keineswegs nur um ein Shoppinghöl…, pardon: Shoppingcenter-Dorf an der Autobahn handelt. Sondern auch um eine ähnlich schöne wie authentische Altstadt dort, wo die Tauber in den Main mündet (und Württemberg an diesen grenzt). Pittoresk darüber thront die Ruine, die mit ihrem vielen erhaltenen Renaissance-Zierat eigentlich eher die eines Schlosses als einer Burg zu sein scheint. Ruin-iert wurde sie im 30-jährigen Krieg zunächst durch eine Pulverexplosion ohne Fremdeinwirkung („Ursache soll die nächtliche Unachtsamkeit einer bezechten Magd gewesen sein“, heißt es im Burgführer), dann

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Lokale Helden: ein Landgraf und ein Revolutionär (Butzbach)

In vielen Orten setzt die Tourismuswerbung auf local heroes, also mit dem Ort verbundene historische Gestalten, auf deren Spuren sich Stadtrundgänge gestalten lassen, oder Erlebnisführungen. Viele Touristen werden gerne von Guides (bzw. Cicerones) in attraktiven Kostümen an Originalschauplätze interessanter Geschichten geführt. Das sorgt dann wiederum für gutes Fotomaterial in Broschüren und Internetaufritten. Oft bieten sich natürlich diejenigen Fürsten an, die das jeweilige Schloss hatten erbauen lassen. Butzbach etwa, eines der keineswegs wenigen krassen Fachwerkstädtchen Hessens,

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Wein, Bier und alte Hexenpolitik (Zeil am Main)

Hexentürme gibt es vielerorts, nur zum Beispiel auch in Prenzlau. Ihr Name erinnert daran, dass einst dort sogenannte Hexen gefangen gehalten wurden, und entfaltet wohligen Grusel mit Fantasy- bzw. Märchen-Anteilen. Schließlich ist diese finstere Epoche der frühen Neuzeit lange vorbei. Im bayerischen Zeil (fast) am Main heißt der erhaltene Torturm ebenfalls Hexenturm. Eigentlich aber hatten sämtliche 23 Türme der Stadtmauer, von denen so einige kleinere erhalten sind, als solche Hexengefängnisse gedient. Denn bis zur Napoleonszeit gehörte Zeil zum Fürstbistum Bamberg. Das Finanzamt schräg gegenüber dem Turm war einst ein Jagdschloss der Bamberger Bischöfe. Deren Herrschaftsgebiet galt als Hochburg der Hexenverfolgung. Und Zeil, als

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Nicht nur Namensgeber eines bekannten Bergs (Prenzlau)

Schroffe Kontraste springen in vielen Städten, die einst in der DDR lagen, ins Auge. Da ist Prenzlau (Brandenburg) nicht allein. Allerdings sind die Kontraste dort schon alt. So zeigt die Broschüre „Stadtbrüche“, dass der riesige Backsteindom aus dem späten 13. Jahrhundert schon lange vor der weitgehenden Zerstörung der Stadt ganz am Ende des Zweiten Weltkriegs von vergleichsweise kleinen Häuschen umgeben war. 1919 gewann Hans Scharoun, der später einer der wichtigsten deutschen Nachkriegsarchitekten werden sollte (z.B. in den 1960ern die West-Berliner Stabi entwarf), einen städtischen Wettbewerb zur Marktplatz-Neugestaltung mit dem Plan, die damalige Umbauung nicht abreißen zu lassen. Zurzeit ist der Dom gar nicht

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Wilde Geschichte (Mindelheim)

Mindelheim sieht erst mal aus wie viele bayerische Orte: An beiden Seiten der Hauptstraße durch die Innenstadt stehen große Stadtor-Türme. In der Mitte liegt der Markt- bzw. Marienplatz mit besonders bunten, Ziergiebel-geschmückten Häusern. Und natürlich ragen außerdem Kirchtürme aus dem Städtchen empor; im Vergleich fällt vielleicht auf, dass die großen keine Zwiebelkirchtürme sind. Mindelheim ist eine Stadt der Türme, so wie es vor allem im süddeutschen Raum viele Städte der Türme gibt (das 25 Kilometer entfernte Memmingen etwa ist gleich schon wieder eine …). Wie vielerorts fassen Texttafeln die Stadtgeschichte zusammen, etwa am Oberen Tor und vor dem historischen und historistischen Burgschloss über der

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Einst Residenz, jetzt Dorf-Durchfahrtsstraße (Calenberg)

Wer sich etwas mit dem Kurfürstentum und Königreich Hannover beschäftigt, zu dessen globalem Fame gehört, dass seine Herrscher 123 Jahre lang, bis zum Viktorianischen Zeitalter, auch englische Könige waren und Großbritannien solange zumindest nicht daran gehindert hatten, zur ersten Weltmacht aufzusteigen, der stößt auf Calenberg. Das Fürstentum Calenberg wird oft als „Kernland“ des Territoriums bezeichnet, das anschließend zum Kurfürstentum und Königreich Hannover wurde. Und es war ebenfalls nach seinem Haupt- und Residenzort benannt worden. Wer dieses Calenberg dann also anschauen möchte und mit der Bahn anreist, muss auf der S-Bahn-Strecke zwischen Hannover und Hildesheim in Barnten aussteigen. Es könnte sein, dass dort am

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Otto knuddelt (Magdeburg)

Noch eine nicht im engeren Sinne schöne Stadt mit M, die statt mit einem hübsch restaurierten Marktplatz eher durch schroffes Nebeneinander von Architekturstilen fasziniert: Magdeburg. Anders als Marl ist es allerdings Bundeslands-Hauptstadt und hat schon auf die ersten Blicke viel zu bieten. Zum Beispiel grob geschätzt so viele hochmittelalterliche Sakralbauten mit jeweils zwei Türmen wie Nach-Wende-Shoppinghöllen -center. Außerdem eine Menge sozialistischen Realismus (und zwar sowohl klassizistische „Stalingotik“ als auch pure Platte), preußische Festungs- und Exerzierplatzarchitektur und ein besonders aufdringliches -fälliges Hundertwasser-Haus mitten in der Stadt. Überdies stehen zwischen sehr breiten Autostraßen diverse Zeugnisse der Gotik und der Romanik aus viel früheren Jahrhunderten. Diese

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Graffitiwand und Luther-Superlativ (Neuburg/ Donau)

Vor einigen Jahren hatte mal jemand von den „Klowänden des Internet“ geredet und einen kleinen Shitstorm geerntet. Zu behaupten, dass inzwischen sämtliche Innenstadt-Gebäudewände in Sprüh-Reichweite das wären, was früher Klowände waren, wäre ähnlich unsachlich. Graffiti sind aber jedenfalls omnipräsent in der Gegenwart. Eine lange Geschichte haben sie auch. Das Wort stammt aus dem Italienischen und ist vom Verb sgraffiare, kratzen abgeleitet. Konkret wurde „ein dunkel eingefärbter Unterputz mit einer hellen Kalktünche überstrichen, aus der die Darstellung herausgekratzt wird, so dass die Zeichnung dunkel auf hellem Grund erscheint“, erklärt der amtliche Führer der Bayerischen Schlösserverwaltung zum Schloss in Neuburg/ Donau (Bayern). Denn wer in

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