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Erstaunliche ehemalige Hauptstädtchen: Gaildorf

Gaildorf lädt, wenn man’s ausspricht, zu Wortwitzen ein. Historisch betrachtet gehört die heute gut 12.000 Einwohner zählende Stadt am in der Sonne oft schön braunlich schimmernden Fluss Kocher zu den ehemaligen deutschen Hauptstädtchen mit der komplexesten Herrschaftsgeschichte. Macht man sich vom Bahnhof Gaildorf West auf den (nicht ganz nahen) Weg zur Innenstadt, begegnet einem als erstes historisches Bauwerk das „Brandenburger Tor“ oder, wie man in Baden-Württemberg auch gern sagt: „Törle“. Der von allen Landkarten längst völlig verschwundene Staat Brandenburg/ Preußen hatte, solange es ihn gab, seine Form laufend geändert. Zweimal etwa hatte Ostfriesland dazu gehört, und einmal ganz kurz auch Gaildorf: Anno 1713

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Playmobil-Männchen vorm Stadtmuseum Zirndorf

Soldatenlager, Brummkreisel, Systemspielzeug (Zirndorf)

Das Zirndorfer Museum ist gar kein Heimat-, sondern ein Stadtmuseum. Schließlich hat Prinzregent Luitpold die inzwischen 25.000 Einwohner zählende Ortschaft bei Fürth 1911 zur Stadt erhoben. Und es erzählt auch gar nicht die ganze Geschichte des ehemaligen Dorfes, obwohl zum Beispiel die 1674 von den Markgrafen von Brandenburg-Ansbach begründete und weiterhin brauende Brauerei und die elf Jahre später quasi nebenan errichtete, bis zur Pogromnach 1938 genutzte Synagoge durchaus Interesse erwecken würden. Das Museum konzentriert sich auf zwei relativ superlativische Aspekte. Zum einen fand bei Zirndorf die Schlacht an der Alten Veste statt, in der im Dreißigjährigen Krieg die protestantisch-schwedische Armee des Königs Gustav

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Lokale Helden: ein Landgraf und ein Revolutionär (Butzbach)

In vielen Orten setzt die Tourismuswerbung auf local heroes, also mit dem Ort verbundene historische Gestalten, auf deren Spuren sich Stadtrundgänge gestalten lassen, oder Erlebnisführungen. Viele Touristen werden gerne von Guides (bzw. Cicerones) in attraktiven Kostümen an Originalschauplätze interessanter Geschichten geführt. Das sorgt dann wiederum für gutes Fotomaterial in Broschüren und Internetaufritten. Oft bieten sich natürlich diejenigen Fürsten an, die das jeweilige Schloss hatten erbauen lassen. Butzbach etwa, eines der keineswegs wenigen krassen Fachwerkstädtchen Hessens,

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Unter der Linde (Coppenbrügge)

Gipfeltreffen sind seit den Hamburger G-20-Ereignissen im Juli in vieler Munde, aber kaum in positivem Zusammenhang. Eines der wenigen validen Argumente für sie lautet, dass Staatschefs weniger wahrscheinlich Kriege erklären und gegeneinander führen, wenn sie sich persönlich getroffen haben. Vielleicht zum Beispiel hätte Europa so ein Gipfeltreffen im Jahr 1914 gut getan. Ein Beispiel aus dem 17. Jahrhundert

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Palast ohne Schloss (Schwedt)

Was immer man von der alten DDR sonst hält: Übel sah ihr Palast der Republik in Ost-Berlin mit seinen bronzierten, im Sonnenlicht schön schimmernden Fensterfronten nicht aus – zumal im Zusammenspiel mit dem genauso gewöhnungsbedürftigen wilheminischen Protz des Berliner Doms und mit dem Barock des Zeughauses aus noch einer anderen Epoche, die ihm gegenüberstanden. Wie auch immer, der „Palast“ ist längst abgerissen; an seiner Stelle wird das ein paar Jahrzehnte lang verschwundene Stadtschloss wieder aufgebaut. Wo ein ähnliches sozialistisch-realistisches Kulturzentrum weiterhin steht: in Schwedt an der Oder.

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Kalkplatten, Dinosaurierfedern und der Iconic Turn (Solnhofen)

Die Senefelder Straße in Berlin-Prenzlauer Berg geht von der Stargarder Straße ab und kreuzt die Hiddenseer Straße. Während die Stargarder grob in Richtung Stargard führt (zur inzwischen polnischen Stadt, die anders als die meisten früher deutschen Städte immer noch ihren alten Namen trägt …), und die Hiddenseer zwar nicht zur Ostsee, aber klar ist, dass es um die Insel geht, führt kein Weg nach Senefeld. Schon weil es so einen Ort vermutlich niemals gab.

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Palast der Bauernrepublik? (Oberharmersbach)

Die Reichstalhalle in Oberharmersbach erinnert an den Palast der Republik der alten DDR? Davon weiß man im Schwarzwald nichts, erst mal natürlich mit Recht. Schließlich stand der Palast, der derzeit durch das neu nachgebaute Schloss ersetzt wird, einst mitten in Ost-Berlin. Die Halle dagegen liegt tief im Südwesten nahe des idyllischen Harmersbachs im größten deutschen Mittelgebirge …

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