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Keine Pointe zum Hund, aber eine mit der Schweiz (Rottweil)

Rottweil besitzt erhebliche Weltgeltung, weil die fast gleichnamige Hunderasse in allen wichtigen Sprachen denselben Namen trägt. Insofern steht mit Recht ein schön naturalistisches Hunde-Denkmal in der Hauptstraße der 25.000-Einwohner-Stadt zwischen Schwarzwald und Schwäbischer Alb.

Warum genau der Hund so heißt:

weil er eben so genannt wurde.

Solche Hunde waren „am häufigsten in und um die damalige Reichsstadt Rottweil verbreitet“, informiert die deutschsprachige Wikipedia, und erklärt die Verbreitung damit, dass die Stadt jahrhundertelang „ein Viehhandels-Zentrum, von dem aus Rinder und Schafe vor allem in den Breisgau, ins Elsass und ins Neckartal getrieben wurden“, war. Die Viehhändler und Metzger brauchten Hunde „zum Bewachen und Treiben der Großviehherden“. Wer mal vom Bahnhof zur Innenstadt hinaufgegangen ist und den Höhenunterschied zwischen ihr und dem Tal mit dem bei Rottweil unscheinbaren Neckar bemerkt hat, kann sich denken, dass es da tatsächlich „fest und stark“ gebauter Hunde „von höchster körperlicher und charakterlicher Leistungsfähigkeit“ (rottweil.de) bedurfte.

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Während die Rottweil-Rottweiler-Geschichte also keine besondere Pointe bietet, enthält das Stadtmuseum direkt hinterm Hunde-Denkmal sozusagen eine historische Pointe: Rottweil ist die einzige heute deutsche Stadt, die einmal mehr oder weniger Teil der Schweiz war. Das Museum zeigt zum Beispiel (als Foto) eine spanische Landkarte von 1570, die Rottweil eindeutig als Teil der Schweiz abbildet.

Der Hintergrund bestand darin, dass die freie Reichsstadt Rottweil im späten Mitelalter gemeinsam mit später schweizerischen Orten allerhand Schlachten geführt hat: zum Beispiel 1476 gegen Karl den Kühnen von Burgund, später im italienischsprachigen Raum, in den die Eidgenossenschaft sich auch ausdehnte, und vor allem im „Schwabenkrieg“ gegen die Österreicher, von denen sich die Schweizer ihre Unabhängigkeit vor allem erkämpft hatten. Die Habsburg steht ja in der Schweiz.

Damals seien in König Maximilians I. Hauptquartier sogar „Rottweiler als Schweizer gevierteilt“ worden, erfährt man in der im Museum erhältlichen Broschüre „Eine Freundschaft durch die Jahrhunderte“. Das bezieht sich natürlich auf Bürger der Stadt, also nicht auf Hunde – sowie auf den Maximilian, der außerdem Erzherzog von Österreich war, später Kaiser des Heiligen Römischen Reichs wurde und keineswegs ein grundsätzlich fieser mittelalterlicher Despot war. Vielmehr wurde und wird er auch als „der letzte Ritter“ bezeichnet und war gerade erst Titelfigur eines teuren dreiteiligen österreichisch-deutschen Fernsehspielfilms, den der ORF schon zeigte und das ZDF auch noch zeigen wird …

Der „Ewige Bund“, der dann durch einen öffentlichen Schwur der männlichen Bürger am Rottweiler Marktplatz im September 1519 in Kraft trat und die Stadt mehr oder minder zum Teil der Schweiz machte, ist – wie sein Name schon andeutet – nie offiziell aufgelöst worden. Die Statue eines Eidgenossen auf dem Marktbrunnen (bzw. im Stadtmuseum, wo das Original steht), ist der sichtbarste Beleg im Stadtbild dafür.

Aus einem faktischen Beitritt doch nichts geworden ist vor allem wegen der in vergangenen Jahrhunderten oft entscheidenden Konfessionsfrage: Die Rottweiler sind streng katholisch geblieben und ließen in ihren Stadtmauern noch bis tief ins 18. Jahrhundert nur dann einzelne Protestanten zu, wenn es gar nicht anders ging. Gerade die deutschsprachigen Schweizer Städte waren dagegen bekanntlich umso protestantischer.

Außerdem erfüllte Rottweil eine überregionale Funktion im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation als Sitz eines kaiserlichen Hofgerichts. Davon zeugt noch ein steinerner Richterstuhl von 1781 im Museum (bzw. nachgebaut am letzten Originalstandort vorm heutigen Landgericht).

Solche staatsrechtlichen Fragen brauchten gar nicht genau geklärt zu werden, weil im HRR sozusagen doppelte Staatsbürgerschaften möglich waren. Altona und Holstein etwa waren sowohl dänisch als auch Teil des HRR.

Und noch anno 1796, als die französischen Revolutionsarmeen die im heutigen Baden-Württemberg extrem komplizierten Landkarten neu gestalteten, versuchten Rottweiler Bürger, die Franzosen zu informieren, dass sie Schweizer seien und mit ihrer Stadt in die neu gegründete Helvetische Republik aufgenommen zu werden. Rottweil wurde dennoch dem neu zum Königreich erhobenen Württemberg zugesprochen.

Auffälliger als der Eidgenossen auf dem Brunnen sind im Stadtbild Rottweils die viielen Türme. „Stadt der Türme“ nennen sich allerhand Städte, Rottweil darf das wirklich. Über der Hauptstraße und Fußgängerzone trohnt sozusagen der 54 m-„Hochturm“ aus der Stauferzeit, dessen Schlüssel sich in der Tourist-Info gegenüber des Museums ausleihen lässt. Von oben sieht man dann umso besser den (wegen seiner reichen Verzierungen mit Tier- und Menschenfiguren von nahen ebenfallls sehenswerten) gotischen 70 m-Kapellenturm, den Münsterturm und in der Ferne den sogar 232 Meter hohen Thyssen Elevator-Versuchsturm, der noch zuende gebaut wird und in diesem Herbst als „Deutschlands höchste Besucherplattform“ eröffnet werden soll.

Was man sonst noch über Rottweil wissen wollen könnte: Es sieht sich als „älteste Stadt Baden-Württembergs“. Von römischen Ruinen könnte auch der Namensbestandteil „Rott-“ herrühren – der dann ja auch in allen wichtigen Weltsprachen auf die Hunderasse übergegangen ist.

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