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Zerbst, pittoresk halbruinierte Kirche St. Nicolai zwischen Plattenbauten

Krasse Kontraste, Katharina die Große & ihr kleiner Bruder (Zerbst)

Dem Bundesland Sachsen-Anhalt wird häufig der schwierige Begriff „abgehängt“ angehängt, etwa weil Magdeburg die einzige deutsche Landeshauptstadt ohne ICE-Anschluss ist. Falls an dem bösen Attribut etwas dran ist, dürfte es besonders den zweiten Namensbestandteil treffen. Schließlich liegen die relativen Metropolen Magdeburg und Halle, mit gutem ICE-Anschluss übrigens, im „sächsischen“ Landesteil (der einer ehemaligen Provinz des sehr ehemaligen Landes Preußen wegen so heißt). Angehängt wurde Anhalt, das über tausend Jahre lang einen inzwischen überregional vergessenen Kleinstaat bildete, bzw. die längste Zeit davon drei bis fünf oder noch mehr (naturgemäß noch kleinere) Kleinstaaten. Anhalts letzte Hauptstadt Dessau beherbergt inzwischen eines der drei zum 100-Jahre-Jubiläum 2020

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Keine Prinzessin (Salzwedel)

In Salzwedel gibt es u.a. ein Automatenmuseum: Wer einen Euro einwirft, dem öffnet sich (innerhalb der Öffnungszeiten) die Tür. In zwei Räumen ist dann mehr zu lesen als zu sehen; das Preis-Leistungs-Verhältnis ist in Ordnung. Man kann in eine besonders bizarre deutsche Staaten- oder Föderalismus-Geschichte eintauchen. Woran das inzwischen kleine Museum im Erdgeschoss der „Kreismusikschule des Altmarkkreises Salzwedel“ erinnert:

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Die Sektstadt und der Schrat (Freyburg)

Der Autoverkehr in Freyburg (Sachsen-Anhalt) besitzt rassig-spritzigen Charakter. An der Kreuzung der Schloßstraße und der Brückenstraße über die Unstrut kann es zumindest an schönen Tagen vorkommen, dass Touristen, die z.B. gerne Thüringer Bratwürste verzehrend gemütlich durch die hübschen Gassen schlendern, und einheimische Autofahrer, die in den Straßen ihrer Stadt halt gerne durchziehen, aneinander geraten. Touristen sind eine Menge unterwegs, und manche haben schon etwas Wein genossen. Eigentlich wird rassig-spritziger Charakter eher dem Wein und Sekt der Stadt und des Saale-Unstrut-Gebiets zugeschrieben. Kellereien, darunter eine der bekanntesten deutschen überhaupt, unterbreiten allerhand Angebote für Reisen ins „nördlichste europäische Anbaugebiet von Qualitätsweinen“, dessen Weine „jung getrunken

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Wo die Ilse rauscht (vom Brocken nach Ilsenburg)

Der schönste Weg in eine Stadt führt nicht von der Autobahn durch Gewerbegebiets-Kreisverkehre, und auch nur selten vom Bahnhof her, sondern durch Natur. Am besten steigt man von einem Berg herab – so wie Heinrich Heine in der „Harzreise“ seinen Weg nach Ilsenburg beschrieben hat. Auf dem Brocken ist der Heinrich-Heine-Weg ausführlich ausgeschildert, und das ist auch gut so, da auf diesem höchsten norddeutschen Berg der offiziellen Nationalparks-Broschüre zufolge 306 Nebeltage im Jahr herrschen. Das heißt zwar nicht, dass es an allen diesen Tagen rund um die Uhr nebelig ist. Doch während sich bei meinem Aufstieg zwar noch die Skisprungschanze auf dem Wurmberg

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Otto knuddelt (Magdeburg)

Noch eine nicht im engeren Sinne schöne Stadt mit M, die statt mit einem hübsch restaurierten Marktplatz eher durch schroffes Nebeneinander von Architekturstilen fasziniert: Magdeburg. Anders als Marl ist es allerdings Bundeslands-Hauptstadt und hat schon auf die ersten Blicke viel zu bieten. Zum Beispiel grob geschätzt so viele hochmittelalterliche Sakralbauten mit jeweils zwei Türmen wie Nach-Wende-Shoppinghöllen -center. Außerdem eine Menge sozialistischen Realismus (und zwar sowohl klassizistische „Stalingotik“ als auch pure Platte), preußische Festungs- und Exerzierplatzarchitektur und ein besonders aufdringliches -fälliges Hundertwasser-Haus mitten in der Stadt. Überdies stehen zwischen sehr breiten Autostraßen diverse Zeugnisse der Gotik und der Romanik aus viel früheren Jahrhunderten. Diese

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Köthener Konzerte

Dass sich unter den global bekannten klassischen Komponisten ziemlich viele deutschsprachige und italienische befinden, hängt mit der historischen Entwicklung dieser Regionen zusammen: Es gab jahrhundertlang besonders viele Kleinstaaten und daher besonders viele Höfe, an denen sich künstlerisch veranlagte Fürsten gerne auch Musik und damit Kapellmeister hielten. Und die schrieben ihre Musik oft selbst. Anhand deutscher Fürstentümer des 18. Jahrhunderts veranschaulicht die vierteilige Serie „Johann Sebastian Bach“ des DDR-Fernsehens aus den 1980er Jahren das eindrucksvoll (und auch unter feudalismuskritischen Aspekten, die inzwischen vielleicht etwas kurz kommen…). In Köthen, das heute in Sachsen-Anhalt liegt, war Bach von 1717 bis 1723 Hofkapellmeister des Fürsten Leopold von

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